Initialzündend für die Entwicklung unseres Weltraumspiels war
die seitens der SchülerInnen aufgeworfene Frage: „Wie fühlt
sich das eigentlich so an auf den Planeten?“
Da die SchülerInnen der Klasse 3a seit dem ersten Schuljahr den
eigenständigen Aufbau von Gerätestationen gewohnt sind, lag
es nahe, planetenspezifische Charakteristika als abstrakte
Größen durch Bewegung erfahrbar zu machen. Nachdem die
Kinder in eigenständiger Internetrecherche zu den einzelnen
Planeten Steckbriefe erstellten, galt es nun bestimmte Merkmale im
Sportunterricht mittels Stationsbetrieben in analoge Bewegungsformen
umzusetzen. Hier zeigte sich schnell, wie sehr die Kinder nur bestimmte
Planetenbegebenheiten tatsächlich mit ihrer affektiven Empfindung
vernetzten.
So waren es z.B. bestimmte Oberflächenstrukturen oder auch
Klimaverhältnisse, welche die SchülerInnen immer wieder
animierten Bewegungsanalogien herzustellen. So z.B. der „Olympus Mons“
auf dem Mars, der die Kinder zum Aufbau einer Kletterstation animierte.
Durch das Umsetzen in bestimmte Bewegungsformen selektierten sich sehr
schnell Planetenmerkmale (wie z.B. Äquator - Durchmesser), die in
der kindlichen Lebenswelt keinen Zugang finden.
Nach ca. 3 Sportsitzungen gelang es den Kindern, die Stationsbetriebe
zu skizzieren und auszuprobieren.
Was hat das nun alles mit Mathematik zu tun?
Geht man von der Tatsache aus, dass Kindern der Einstieg neuer
Unterrichtsinhalte idealerweise über die Vernetzung mehrerer
Bereiche (affektiv, kognitiv, taktil) ermöglicht wird, so bestand
nun die Herausforderung darin, die emotional-taktilen Erfahrungen des
Stationsbetriebs im Sportunterricht mit den mathematischen (kognitiven)
angemessen zu verweben. Schnell wurde deutlich, dass die numerischen
Charakteristika der Planeten für die Kinder zu abstrakt waren.
Ausgehend von der kindlichen Fantasie über andere Lebensformen
regte immer wieder die Spekulation über mögliche Lebensformen
z.B. auf dem Mars zu den spannendsten Geschichten an.
In einer weiteren Arbeitsphase gestalteten die SchülerInnen auf
der Grundlage von Reizwortgeschichten nunmehr Kurzgeschichten über
ihre Vorstellungen vom Alltag anderer Planetenbewohner.
Aus diesem sprachlich geschaffenen Kontext war es jetzt erst
möglich, Text- und Sachaufgaben zur vorliegenden Thematik
auszuarbeiten.
Für die Kinder war schnell klar, das „Marsmännchen“
grüne Götterspeise vertilgen. Eingebettet in diese Thematik
war es nun relativ unproblematisch, einen angemessenen Bezug zu den
Mathematischen Themen des 3. Schuljahres herzustellen.
Nach einer gewissen Anlaufzeit entwickelten die Schüler in
Arbeitsgruppen insgesamt 25 Text- und Sachaufgaben.
Es wurden Aufgaben zu Größen, zur Subtraktion, zur
schriftlichen Addition, zur Multiplikation und Division gefunden.
Alle Plakate sind von den Kindern der Klasse 3a frei gestaltet und
gezeichnet worden, in unendlich vielen Arbeitsschritten wurden die
Textaufgaben und Planetensteckbriefe immer wieder rechtschreibgetreu
überarbeitet. Trotz der vielen geleisteten Arbeitsstunden waren
die Kinder es nicht müde, sich immer wieder aufs Neue dieser
Problematik zu stellen. Voller Stolz präsentierten sie am letzen
Tag ihr Produkt.
Sicherlich lag die größte Herausforderung nicht in der
Bewältigung einer Vielzahl von Materialien - vielmehr galt es
immer wieder aufs Neue zu abstrahieren und zu vernetzen.
Es war unser Anliegen, die Weltraummathematik auf möglichst vielen
Ebenen der kindlichen Lebenswelt erfahrbar und nachvollziehbar zu
machen. Eben Lernen mit Kopf, Herz und Hand.
Matthias Heinrich
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