Ich selbst konnte mir zunächst wenig zum Thema „Straßenverkehr“ vorstellen, doch schon in der ersten Mathematikstunde, in der ich das Projekt vorstellte, kamen von den Kindern viele tolle Ideen.
Die Ideen sammelten wir zunächst in einem großen Mind- Map an der Tafel. Anschließend sortierten wir die Ideen nach realisierbaren und nicht realisierbaren Vorhaben. Schließlich blieben nur noch drei Ideen übrig, über die abgestimmt wurde. Die Kinder entschieden sich für eine Schnitzeljagd durch den Stadtteil Kalkhügel in Osnabrück.
Als es an die genaue Route für die Schnitzeljagd ging, hatte ein Kind die Idee, dass verschiedene Stationen an den jeweiligen Wohnungen und Häusern der Kinder vorbei führen könnten.
Diese Idee wurde von allen begeistert aufgenommen. In der ersten Phase des Entstehungsprozesses waren wir also zunächst einmal damit beschäftigt, jede Wohnung und jedes Haus, in dem die Kinder der Klasse 3b wohnen zu besuchen. Am Wohnort angekommen, durfte sich dann jedes Kind einen Gegenstand aus dem Straßenverkehr aussuchen und davon ein Foto machen.
Während dieser Phase wurden die Mathematikstunden also nach draußen verlegt, aber schon während der Spaziergänge haben die Kinder vieles über den Straßenverkehr, die Verkehrszeichen und über Mathematik erfahren. Denn während der Unterrichtsgänge haben wir viele Knobelaufgaben ausgedacht, die wir aus der Umwelt ableiten konnten. Das Besuchen jedes Zuhauses jedes einzelnen Kindes beinhaltete im Nachhinein gesehen auch ein großes soziales Lernen. Die Kinder hatten am Ende ein großes Aha- Erlebnis, als sie feststellten, dass sie nun von jedem Kind in der Klasse wussten, wo es wohnt. Das Klassenklima hat sich dadurch meiner Meinung nach noch verbessert.
In der zweiten Phase hatten die Kinder nun den Auftrag zu ihrem Gegenstand aus dem Straßenverkehr eine Knobelaufgabe zu schreiben. Dazu überlegten wir zunächst gemeinsam verschiedene Aufgaben, bevor jedes Kind seine eigene Aufgabe finden sollte. Gleichzeitig wurde in dieser Phase auch der Weg für die Schnitzeljagd festgelegt. Das machten wir anhand eines Stadtplans auf dem OVP. Das Kartenverständnis der Kinder wurde aufgegriffen und gefestigt und gleichzeitig mit ganz realen Erfahrungen aus der ersten Phase verbunden. Durch die Rahmengeschichte, die ganz nebenbei entstand (drei Kinder hatten sie an einem Morgen plötzlich fertig ausgedacht und geschrieben), mussten die Aufgaben nun ein bestimmtes Ergebnis bekommen, denn nur so wissen die Teilnehmer der Schnitzeljagd auf welcher Seite sie im Buch weiter lesen müssen.
Dies war eine neue bis dahin noch nie vorgekommene Anforderung. Die Kinder sind es zwar gewohnt, sich Rechengeschichten auszudenken, aber das sie dabei im Blick haben müssen, welches Ergebnis dabei herauskommen soll, war für die Kinder neu, aber eine lohnende Erfahrung.
In der dritten Phase wurde dann mit Hilfe des OVP, der Stadtplan auf die Platten übertragen, unter Thematisierung von Würfelnetzen die Häuser gebaut und schließlich der Weg als Kontrolle in den Plan eingezeichnet.
Ganz am Schluss musste dann nur noch der Schluss der Geschichte und das Deckblatt für das Buch in Gruppenarbeit erstellt werden.
Das ganze Projekt hat etwa drei Wochen in Anspruch genommen, wurde aber ausschließlich im Mathematikunterricht realisiert. Es waren immer alle Kinder in das Projekt eingebunden und man kann unter dem Gesamtwerk noch die Einzelleistungen jeden Kindes erkennen.